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Wie können Führungskräfte ihre Resilienz entwickeln?

Autorenbild: Jürg HaefligerJürg Haefliger


Resilienz gilt heute als eine der entscheidenden Eigenschaften, die Führungskräfte in unserer komplexen Arbeitswelt benötigen. In der Arbeits- und Organisationspsychologie wird Resilienz als die Fähigkeit definiert, sich an herausfordernde Situationen anpassen und sich wieder schnell davon erholen zu können. Es ist eine Eigenschaft, die Führungskräfte dazu befähigen soll, erfolgreich zu sein, selbst wenn sie mit schwierigen Entscheidungen, Stress und Unsicherheit konfrontiert werden. In diesem Blog-Beitrag werden wir uns anhand 5 zentraler Punkte ansehen, wie Führungskräfte ihre Resilienz entwickeln können.


1. Selbstwirksamkeit und Reflexion

Führungskräfte sollten sich selbst und zusammen mit ihren Mitarbeitenden regelmäßig Zeit nehmen, um ihre Situation und Leistungen zu reflektieren und sich bewusst zu machen, was sie bewirkt und gut gemacht haben - und auch was sie verbessern können. Dazu gehören neben den Facts & Figures auch emotionale Aspekte und die Beziehungs-Ebene. Reflexion und Austausch tragen zur wichtigen Erfahrung von Selbstwirksamkeit bei und bestärken die gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung der Beteiligten. Bei der Führungskraft wächst daraus ein realistisches Selbstvertrauen darauf, auch in schwierigen Situationen bestehen zu können.

2. Vertrauen aufbauen Vertrauensvolle Arbeitsbeziehungen sind ein wichtiger Faktor für die Resilienz von Führungskräften. Durch offene Kommunikation und Transparenz sollten Führungskräfte versuchen ein starkes Vertrauensverhältnis zu Vorgesetzten, Mitarbeitenden, Peers und weiteren Stakeholdern aufzubauen. Wenn z.B. Mitarbeitende oder Kooperationspartner wissen, dass ihnen Vertrauen und Unterstützung entgegengebracht werden, sind sie eher bereit, Herausforderungen anzunehmen und in Stress-Situationen zusammenzuhalten. Diese "High Quality Relationships" wirken im beruflichen Alltag bekräftigend und in kritischen Phasen entlastend auf die Führungspersonen zurück. Gleichzeitig bilden sie die Grundlage für stabile persönliche Netzwerke.


3. Netzwerke pflegen

Führungskräfte sollten in der Lage sein, Unterstützung von anderen zu erhalten, wenn sie diese benötigen. Es ist wichtig, ein starkes Netzwerk von Kolleginnen, Freunden und Mentoren aufzubauen, die in schwierigen Zeiten als persönliche und fachliche Ressourcen dienen können. Dies kann dazu beitragen, dass Führungspersonen eine Vielzahl von Perspektiven und Ideen erhalten, um ihre Probleme erfolgreich zu lösen. Der Aufbau dieses Netzwerkes ist ein permanenter Prozess und sollte bereits in ruhigeren Zeiten begonnen werden.

4. Gesundheit, Wohlbefinden und Work-Life-Balance

Eine gesunde Lebensführung und Work-Life-Balance sind entscheidend für die Resilienz von Menschen. Dies umfasst körperliche, psychische und soziale Aspekte. Führungskräfte sollten sich bewusst die Zeit für ihre privaten Beziehungen, persönlichen Interessen und regelmässige Pausen nehmen und nicht in die Falle tappen, ihre Arbeit permanent über alles andere zu stellen. Sie sollten proaktiv in ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden investieren: durch eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, regelmässige Bewegung und bewussten Stressabbau. Und sie sollten all dies auch ihren Mitarbeitenden ermöglichen.

5. Ziele setzen und flexibel bleiben

Klare Ziele und Prioritäten können dazu beitragen, in herausfordernden Phasen widerstandsfähiger gegenüber Stress und Druck zu sein. Indem sie für sich selbst, mit ihren Vorgesetzten und mit ihren Mitarbeitenden klare Ziele vereinbaren und ihre Arbeit priorisieren, können Führungskräfte sicherstellen, dass sie sich auf die wichtigsten Aufgaben konzentrieren und ihre Ressourcen effektiv nutzen. Gleichzeitig ermöglichen eine flexible Denkweise und Offenheit für neue Ideen und alternative Lösungen, dass auf unvorhergesehene Ereignisse adäquat reagiert werden kann.


Im Projekt-Alltag und in der Beratung von Klientinnen und Klienten muss ich leider häufig erleben, dass viel zu spät an das Thema Resilienz gedacht wird. Nämlich erst dann, wenn der Stress für die Beteiligten bereits ein Maximum erreicht hat und die Handlungsoptionen dadurch unnötig eingeschränkt werden. Resilienz ist die Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen und Herausforderungen zu bewältigen. Diese Fähigkeit besitzen wir alle mit individuell sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Führungskräfte sollten verstehen, dass die Entwicklung von Resilienz ein anspruchsvoller Prozess ist. Dieser erfordert in klassischen wie auch in agilen Organisationen viel Zeit und Aufmerksamkeit.


 

Es gibt viele Bücher und Videos zum Thema Resilienz, die für Führungskräfte nützlich sein können. Hier sind drei Empfehlungen:


Cary L. Cooper, Jill Flint-Taylor, Michael Pearn: Resilienz als Erfolgsfaktor. Nachhaltige Strategien für die Arbeitswelt. Junfermann Verlag. Paderborn 2017


Brian Marien:


Mirriam Prieß:

Resilienz. Das Geheimnis innerer Stärke. Widerstandskraft entwickeln und authentisch leben. Südwest Verlag, München 2016

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